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Geschichte
Was wurde aus Napoleons Sohn?

Was wurde aus Napoleons Sohn?

Er war Kaiser Napoleons lang ersehnter Thronfolger und sein einziger legitimer Sohn: Die pompöse Taufe 1811 in Notre-Dame de Paris schien seinen kaiserlichen Weg schon im Voraus zu zementieren. Napoléon François Joseph Charles Bonaparte erhielt den Beinamen “Sohn des Adlers“, sein Vater rief den Vierjährigen am 7. Juli 1815 offiziell zum Kaiser aus. Das geschah am Ende seiner berühmten „Herrschaft der 100 Tage“ nach der Rückkehr aus dem Exil von der Insel Elba und dem endgültigen Verlust seiner Macht bei der fatalen Schlacht von Waterloo.

Marie-Louise von Österreich mit Napoleon II.

Schon am Tag darauf übernahm Ludwig XVIII die Regierung in Paris und der alte Napoleon musste seine letzte Reise zur Verbannung nach St. Helena antreten. Von dort kehrte der einst mächtige Herrscher und Kriegsherr nie wieder zurück, sondern verstarb einsam und elendig 1821 an einer Magenblutung.

Ludwig XVIII, König von Frankreich

Und was geschah dann mit Napoleons Sohn?

Dem jungen Napoleon geschah derweil nichts Schlimmes. Er durfte mit seiner Mutter Erzherzogin Marie-Louise von Österreich nach Schloss Schönbrunn ziehen und wuchs dort im Schutz seines Opas Franz I. auf. Dieser Großvater mütterlicherseits war der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, er ernannte den blonden Jungen, der seinem Vater kaum ähnelte, 1818 zum Herzog von Reichstadt. Die Stadt bekam der junge Herzog Napoleon Franz Bonaparte aber nie zu Gesicht.

1821, als die Todesnachricht aus St. Helena eintraf, riefen überzeugte Bonapartisten den jungen Mann abermals zum Kaiser aus – doch wieder ohne konkrete Folgen. In Wien knüpfte er zarte Bande mit seiner angeheirateten Tante Erzherzogin Sophie Friederike von Bayern, die ihm sechs Lebensjahre voraushatte. Obwohl die Dame gebunden war, besuchten die beiden gemeinsam Konzerte und Bälle. Die Wiener Gesellschaft munkelte später, Sophies zweiter Sohn Ferdinand Maximilian sei in Wirklichkeit ein Enkel Napoleons, doch einen Beweis dafür gab es nie.

Napoleon II:

Woran starb Napoleons Sohn?

Die Todesursache: Lange Zeit litt Napoleons Sohn unter einer schwachen Lunge und starb schließlich mit nur 21 Jahren an Tuberkulose. Ganz bestimmt hat er sich anderes erträumt.

Rückkehr nach Paris - der gestohlene Leichnam

Sein Leichnam wurde konserviert, und in der Kaisergruft beigesetzt, die sich unter der Wiener Kapuzinerkirche befindet. Das Herz kam in die Herzgruft der Habsburger und die Eingeweide in die Herzogsgruft im Stephansdom. Die sogenannte „getrennte Bestattung“ war am damaligen Wiener Hof üblich. Auf Befehl Hitlers entführten die Deutschen im Dezember 1940 während der Besatzung von Paris den Leichnam in die französische Hauptstadt. Damit wollten die Nazis an die Überführung Kaiser Napoleons von St. Helena nach Paris erinnern, die 100 Jahre vorher vonstattenging.

Wo liegt Napoleons Sohn heute begraben?

29 Jahre blieb der Sarkophag in Invalidendom in der Kapelle des Heiligen Hieronymus aufgestellt, nahe am Grab des jüngsten Bruders Napoleons I, Jérôme Bonaparte. 1969, zum 200. Geburtstag von Napoleon I., zog der Leichnam schlussendlich in die Unterkirche des Invalidendoms um. Dort hat Napoleons Sohn nun hoffentlich seine letzte Ruhestätte gefunden.

Kurzantwort im Video: