Herausforderung: Wie schreibe ich einen historischen Roman?
Ich weiß nicht warum, aber davor habe ich mich immer gedrückt: Das Recherchieren mit der Fantasie zusammenzubringen. Einen Roman zu schreiben, der nicht nur “ausgedacht” ist, sondern im konkreten Raum, in konkreter Zeit, verbunden mit konkreten historischen Ereignissen spielt.
Ich schätze, es war pure Faulheit. Ich wollte mich nicht durch “schnöde” Fakten ausbremsen lassen. Darum driftete ich mit meiner Romanserie “Vater der Engel” ins Reich der Fantasy. Zwischen 1998 und 2020 entstanden vier Romane dieser Reihe. Den ersten habe ich aus dem Verkehr gezogen, weil er nicht mehr meinen Qualitätsmaßstäben entspricht. Nummer 4 schlummert ohne Namen auf meinem Rechner. Doch davon erzähle ich an anderer Stelle mehr.
Nun drehen sich meine Gedanken ganz um die Frage: Wie schreibe ich einen historischen Roman?
Bild oben: Mysticsartdesign auf Pixabay
Lebensweise und Medizin um 1860
Als ich den Entschluss fasste, nun einen historischen Roman zu schreiben, fühlte es sich an wie ein elektrisches Kribbeln und ich wusste, das ist der richtige Weg. Trotzdem kam mir die Herausforderung gewaltig vor, wie ein ganzes Bergmassiv, das mir im Wege stand. Denn: Es sollte nicht nur ein Roman sein, der vor mehr als 150 Jahren spielt, mit allen Details und Konsequenzen, sondern der Inhalt würde sich auch um die damalige Medizin drehen.
Im Mittelpunkt steht ein Chirurg, den die französische Armee ausgerechnet aus dem Gefängnis rekrutiert. Der Hintergrund bleibt zunächst ungewiss, die Aufdeckung erfolgt im Laufe der Story.
An dieser Stelle wird klar: Ich brauche einen Berg Hintergrundwissen, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Das nötige Know-how finde ich nur teilweise im World Wide Web, aber als altmodischer Bücherwurm bereitet mir das überhaupt kein Problem. Gedruckte Literatur muss her, historische Zeugnisse, aber auch Werke der Gegenwart, die sich eignen, meine beträchtlichen Wissenslücken zu füllen.
Die Themen lauten: Anatomie, historische Medizin / Chirurgie, Geschichte des französischen Militärs, Geographie mit historischem Einschlag, politische Gegebenheiten in den 1860ern, Kolonisation … Wahrscheinlich sind wir damit noch längst nicht am Ende aller Weisheit.
Die Konsequenz: Mein Bücherstapel wächst und wächst, zum Glück im Einklang mit meinem Lesehunger. Dabei zittern mir schon ein bisschen die Knie: Kann ich diese Mammutaufgabe packen?
Bücher, Bücher, Bücher ...
Ich habe mich längst ins große Leseabenteuer gestürzt und viele spannende Entdeckungen gemacht. In den folgenden Posts stelle ich euch die Bücher vor, die mich nicht nur in alte Zeiten, sondern auch in fremde Denkensweisen entführten.
- Wie tickt ein moderner Hirnchirurg?
- Was erlebte man um 1900 als Mitglied der Fremdenlegion in Algerien?
- Welche abenteuerlichen chirurgischen Eingriffe mussten unsere Vorfahren über sich ergehen lassen?
- Welche Umbrüche fanden in der Chirurgie des 19. Jahrhunderts statt?
- Welche Erfahrungen machte ein echter Militärarzt an der Seite Napoleons?
- Was weiß die Wissenschaft über die Feldchirurgie dieser Zeit?
- Wie gestaltete sich die Eroberung Algeriens und des Senegals im 19. Jahrhundert durch französische Truppen?
- Welche Waffen standen um 1860 zur Verfügung?
Und last, but not least: Wie gieße ich das alles in einen handfesten Roman, mit allen Irrungen und Wendungen, die eine gute Story braucht?
Ich lade euch ein, mich auf der Suche nach Antwort zu begleiten. Regelmäßig berichte ich euch auf dieser Seite von meinen Erfahrungen und Entdeckungen.
Muss ein historischer Roman geschichtlich richtig sein?
Nein, das muss er nicht. Laut Metzler Literaturlexikon (Rainer Schönhaar) ist der historische Roman ein „Romantypus, der historische Gestalten und Vorfälle behandelt oder doch in historisch beglaubigter Umgebung spielt und auf einem bestimmten Geschichtsbild beruht“. Für eine gewisse Authentizität der Darstellung ist zwar eine aufwändige Recherche nötig, doch das Idealbild der detailgetreuen Geschichtsdarstellung gilt heute nicht mehr. Romane dienen vor allem der Unterhaltung.
(Foto: R-region auf Pixabay)
Und hier ist das fertige Werk, nicht “nur” als Buch, sondern sogar auch als Hörbuch, mit einem brillanten Sprecher. Ich bin selbst erstaunt, wie sich das alles entwickelt hat.
Reinhören könnt ihr hier auf Spotify, aber auch überall sonst.