Was ist Laudanum? Geschichte einer berauschenden Medizin
Der berühmte Alchemist Paracelsus bastelte im 16. Jahrhundert duftende, aber hässliche Pillen, die er Laudanum nannte. Eines hatten sie allesamt gemeinsam: den hohen Opiumgehalt. Die aus Mohn gewonnene Droge pries der vor allem als Arzt bekannte Schweizer als “Stein der Unsterblichkeit” an. Daher rührt wahrscheinlich auch der Name, denn “laudare” heißt auf Lateinisch “preisen”.
Die Arznei reicherte er unter anderem mit Nettigkeiten wie “Mumie” (ja, tatsächlich, Leichenmaterial!), Moschus, verschiedenen Ölen, Korallen, Organgensaft, Zimt und dem narkotisierenden Bilsenkraut an. Der Baseler Verleger Johannes Oporinus beschrieb die Pillen seines Zeitgenossen “wie Krümel von Mäusekacke”. Vielleicht wurde genau deshalb aus dem festen Laudanum recht schnell ein Trank, der weniger unappetitlich aussah, aber mit voller Wirkungskraft.
Die Inhaltsstoffe der Opiumtinktur: Woraus besteht Laudanum?
Flüssiges Laudanum bestand danach jahrhundelang hauptsächlich aus zwei Zutaten: Ungefähr 90 % Alkohol (normalerweise Wein) und 10 % Opium. Als dritte Zutat taucht hin und wieder Bilsenkraut auf und gewiss gab es im Laufe der Geschichte immer wieder andere, kreative Zusätze.
Im 17. Jahrhundert entschied sich der englische Arzt Thomas Sydenham zum Beispiel für Zimt und Nelke, um für eine angenehme Geschmacksnote zu sorgen. Helfen sollte der Trank unter anderem gegen die Pest. Wahrscheinlich wurde das allmähliche Dahinsiechen damit etwas erträglicher, die Krankheit konnte die Opiumtinktur allerdings nicht bekämpfen.
Laudanum als günstiges Tonikum für jeden und gegen alles
Das “Arzneimittel” verbreitete sich in Europa wie das sprichwörtliche Lauffeuer. Es kostet nicht viel und sollte so ziemlich gegen jede Erkrankung helfen. Immerhin stillte es Schmerzen und beruhigte: Wegen Letzterem bot sich Laudanum wunderbar als Schlaf- und Beruhigungsmittle für Kinder an – meinten zumindest viele ruhebedürftige Eltern, die keine Ahnung hatten, was genau sie da taten.
Die Nebenwirkungen von Laudanum bzw. Opium
Womit wir bei den Nebenwirkungen des Opiums sind: Der Konsum geht oft mit Übelkeit, Verstopfung, Schwindel und Juckreiz einher. Die Droge wirkt außerdem atemdepressiv, weil sie die Atemsteuerung beeinflusst. Es kommt zu starken Stimmungsveränderungen und zu Schläfrigkeit. Laudanum macht abhängig und verkürzt schlussendlich deutlich das Leben. Der “Stein der Unsterblichkeit” ist also kein Ei des Kolumbus, auch, wenn Paracelsus ihn dafür hielt. Durch die verstopfende Funktion stillt er aber Durchfall und wird in schweren Fällen auch heute noch zu diesem Zweck verwendet.
Vom Bilsenkraut im Laudanum möchten wir an dieser Stelle gar nicht sprechen, diese Pflanze hat noch ganz andere Sachen auf Lager. Eines halten wir aber fest: Wirklich gesund war der Zaubertrank nie, ganz im Gegenteil.
Die Laudanum-Bremse im 19. Jahrhundert bis hin zu Verbot
Im 19. Jahrhundert wachten die Europäer allmählich aus ihrem Opiumrausch auf. Immer mehr Ärzte und Wissenschaftler erkannten die schädlichen Nebenwirkungen und wiesen auf die hohe Suchtgefahr hin. Nebenher gab es nun neue, bessere Mittel, die als Ersatz für Opiate dienen konnten. Doch ganz aus der Medizin verdrängt haben sie das das Opium bis heute nicht.
Es taucht auch jetzt noch in Form von Morphin zur Stillung starker Schmerzen auf und hat, wie gesagt, seinen Platz in der Durchfalltherapie gefunden. Verschrieben wird es jedoch nur dann, wenn andere Behandlungen gegen eine schwere Diarrhoe nicht anschlagen.
Ist Laudanum verboten?
1920 beschloss England ein Verbot von Laudanum und in Deutschland trat das erste Opiumgesetz in Kraft. So verschwand die Allerweltsmedizin fast komplett aus den Regalen, und was übrigblieb, war nicht mehr frei verkäuflich. Laudanum online kaufen, so schön es auch klingt, war also nie eine Option.